Ich spiele Tischtennis
seit mich mein Vater mit 5 Jahren in die Sporthalle gebracht hat. In China ist
Tischtennis ein Volkssport, wie bei uns Fußball. Praktisch jeder Chinese kann
irgendwie Tischtennis spielen und es gibt auch viele Platten, wo man mal ein
bisschen spielen kann.
Und jetzt war die
Tischtennis Weltmeisterschaft in Suzhou, über die Straße vom meinem Apartment.
Ich wusste schon Monate vorher, dass das Event stattfindet und habe auch einen
meiner Mitarbeiter drauf angesetzt, ab wann es Karten zu kaufen gibt. Als es
dann endlich soweit war, musste ich auch wieder feststellen, dass in China
immer zwischen Einheimischen und Ausländern unterschieden wird. Auf der
Chinesischen Bestellseite konnte man mit Kreditkarte bezahlen und sich die
Karten liefern lassen, auf der Englischen stand, dass man gefälligst mit
Bargeld zu einem Verkaufsbüro am anderen Ende der Stadt kommen soll. Aber,
wofür hat man Mitarbeiter? OK, eigentlich nicht dafür, aber manchmal ist es
doch schön Chef zu sein.
Schon Tage vor dem Event
wurden Parkplätze abgesperrt, Zäune aufgestellt und große Hinweistafeln haben
vor Verkehrsstörungen gewarnt (man fragt sich, wie es denn noch gestörter geht).
Und das für gerade mal
3000 Leute, die in die Halle passen. Das erste was auffiel, war der Full scan
security check. Metalldetektor und Taschen durchleuchten. Zuerst geht man durch
den Scanner, der piepst dann, dann kommt jemand mit dem Handscanner, der piepst
dann auch und dann ist gut. Dem Typ der die Taschen durchleuchtet hat, habe ich
auch noch zugeschaut. Der war allerdings mehr mit seinem Handy beschäftigt als
mit dem Scanner.
Wir haben dann auch
gelernt, dass man keine Speisen oder Getränke mitnehmen darf. Als Deutscher
denkt man sich, dass das ja wieder System hat, damit man drinnen was kaufen
muss.
Aber weit gefehlt. Ich
China wird sich bei solch einer Veranstaltung auf den Sport konzentriert. Eine
gemütliche Stadionwurst (oder gegriller Tintenfisch am Spieß) in der Pause, ein
Bier oder ne Cola, damit des auf den Rängen nicht zu trocken wird? Fehlanzeige!
Es gab nichts zu kaufen, in der ganzen Halle nicht.
Aber gut, wir sind ja
wegen des Sports hier.
Endlich beginnen die
Spiele. An dem Tag waren noch 3 Deutsche im Turnier. Die einzige deutsche Frau
musste gleich gegen die Nummer eins der Chinesinnen antreten und hat dort auch
erwartungsgemäß verloren.
Wir haben aber
währenddessen gleich noch ein neues Chinesisches Wort gelernt.
„Jia You“ – gib Benzin dazu! Frei übersetzt: Gib
Gas!
Der klassische
Anfeuerungsruf lautet:
Jia You „Spielername“ – „Spielername“ jia you!
Also
Jia
You Ma Long – Ma Long jia you!
Ma Long ist übrigens der
neue Weltmeister im Einzel.
Ach ja: Brüllt man dann
lautstark „Timo (Boll), Gib Gas!“ auf Deutsch durch die Halle, drehen sich die Köpfe
von etlichen Zuschauern verwundert zu einem um :-).
Bei den Spielernamen kam
uns dann auch noch die Einsicht, dass China nicht nur im Export von
Haushaltselektronik ganz groß ist.
Wenn dann Weng ZengYi aus
Polen oder Kou Lei aus der Ukraine antritt sieht man, dass China sogar Spieler
exportiert, damit die Sache wenigstens ein bisschen interessant ist.
Eine weitere Episode war
die Nahrungsbeschaffung über Mittag. Drinnen gab es ja wie gesagt nichts und
man durfte das Gelände nur einmal verlassen und wieder betreten. Neben der Expo
(dem Austragungsort der TT-WM) gibt es einen recht großen Komplex mit
Restaurants. Allerdings komplett Chinesisch und es war lustig anzusehen, wie
viele verwirrte und hungrige Ausländer versucht haben, mit schlechtem Englisch
etwas zu essen zu bekommen. Europäisches Essen gibt es sowieso nicht und in den
Restaurants spricht auch keiner ein Wort Englisch. Wir haben uns dann 2 Herren
aus Schweden angenommen, die verwirrt in
einem MaLaTang (Suppenrestaurant) standen und nicht wussten, was man jetzt von
ihnen will. Wir sprechen zwar auch nicht gut Chinesisch, aber zum Essen reicht
es…
Ach ja, wegen dem Sport
waren wir ja auch noch da. Bei den beiden Deutschen Herren, die an dem Tag noch
gespielt haben, haben wir dann auch noch richtiges Mitfiebern erlebt.
Patrick Franziska lag sah
mit 0:2 Sätzen schon nach Verlierer aus, hat dann aber nochmal richtig
aufgedreht und mit 4:2 Sätzen verdient gewonnen.
Alles in Allem auch
wieder ein Erlebnis in China, dass wir nicht missen möchten und wir freuen uns
auf Weitere die da noch kommen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen