Donnerstag, 10. Dezember 2015

Hüttenfeeling in China – Nikolaus-Wochenende auf Berg Mogan



In der Nähe von Hangzhou und etwa 3 Autostunden von Suzhou entfernt liegt der Moganshan (Shan = Berg). Am Nikolaus-Wochenende sind wir mit mehreren Familien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dorthin gefahren und haben uns eine „Hütte“ gemietet – alle auch Expats in Suzhou, die einen näher bekannt, die anderen noch nie gesehen; aber wir sind ja nicht scheu.

Die Hütte/ das Gasthaus hatten wir ganz für uns. Nur die Herbergsfamilie besetzte eifrig ihren Platz vor dem Fernseher und war quasi rund um die Uhr für uns da -in den Werbepausen. Nein; die haben toll für uns gesorgt, Frühstück und Abendessen gekocht wie die Weltmeister; richtige chinesische Hausmannskost, oberlecker und immer genug für eine ganze Kompanie.

Eifrige Planung im Vorhinein, mit nicht weniger als 500 Posts in der eigens erstellten WeChat-Gruppe, sowie das natürliche Auftreten von unvorhersehbaren Ereignissen, die nun mal zu China gehören wie Mao und Pandabären, machten das Wochenende unvergesslich, aber auch unvergesslich schön.

So kann man zum Beispiel damit rechnen, dass es Anfang Dezember auf einem Berg im Süd-Osten Chinas, in einem von Chinesen erbauten Haus vermutlich sehr kalt wird und sich entsprechend ausstatten.

Man kann auch den Wetterbericht checken und ein neues englisches Wort lernen: „wintry showers“ und nach kurzer Interpretationsphase noch lange Unterhosen einpacken und sich Decken von den Nachbarn leihen. Dass es dann aber wie aus Kübeln schneit und man einen schneebedeckten Bambuswald erlebt und dass dann nach dem Abendessen der Strom im ganzen Haus ausfällt und auch weg bleibt, so dass gar keine Heizungen mehr funktionieren, damit kann man nun wirklich nicht rechnen.

Mit Hilfe der richtigen Leute kann man aber eben auch das Beste daraus machen. Erst im zunächst immer dicker werdenden Regen durch den Bambuswald spazieren, zurück in der Hütte selbstgemachten Glühwein aufsetzen, die aus Deutschland eingeschmuggelten Lebkuchen auspacken, Weihnachtsmusik auflegen, Würstchen grillen (ja, das passt dazu!), den Flocken zusehen und hoffen, dass der Nikolaus einen an diesem entlegenen Flecken findet.
Nach dem Abendessen wurde es wie gesagt dunkel im Haus. Die Herbergsfamilie eilte mit Kerzen zu uns und versuchte sich darum zu kümmern, dass der Strom wieder in Gang kommt. (Hat leider nichts geholfen, aber sie waren stets bemüht.) Dafür wurde es heimelig als wir da so im Kerzenschein saßen, uns um die Wichtelgeschenke gekabbelt haben, alle Klamotten angezogen und Decken umgewickelt haben, die wir finden konnten und uns mit Wein und dem einen oder anderen Schnaps (Wichtelregel Nr. 1: wenn eine 2 gewürfelt wird, muss Catrin einen trinken) bei Laune gehalten haben. Es wurde sogar gesungen und regionales Liedgut ausgetauscht – . „Des Nachts, wenn I hoim so geh“ ist jetzt jedenfalls auch in China mal gesungen worden und wird über Steinhilbens Grenzen hinweg vermutlich bald zum Kassenschlager.

Völkerverständigung pur. Diese sollte schließlich nie zu kurz kommen; auch wenn nur das 3-Länder-Eck zusammen sitzt.


Donnerstag, 3. Dezember 2015

Gastbeitrag Roland: China sehen und (nicht) verstehen

Mehrdeutiger Titel? Mehrdeutiges Land.

Nein, ich bin weder Cora noch BJ, darf aber trotzdem hier meinen Senf dazugeben. Ihr fragt euch, warum? Weil ich es kann. Das ist auch die Denkweise der Chinesen, denn anders lassen sich die Nachbildung der Londoner Tower Bridge mitten in Suzhou, lebende Skorpione auf Stäbchen gespießt, Glasböden in 270m Höhe und noch vieles mehr einfach nicht erklären. Daher haben Nadine und ich nach einer Weile BJs Dauerantwort („in China fragt man nicht, warum.“) angenommen und uns damit begnügt, uns still zu wundern.
Zwei Anmerkungen vorab: 1. Ich könnte jeden Satz unseres Reiseberichts mit „auf der einen Seite“ beginnen, will euch aber damit verschonen und es dabei belassen, dass China das Land der Gegensätze ist. 2. Beim Durchlesen der bisherigen Erfahrungsberichte im BetzChina-Blog könnte der geneigte Leser hin und wieder auf den Gedanken kommen, manche Themen seien von den Autoren humoristisch überspitzt dargestellt worden. Uns ging es selbst so. Dann kam China.
Beginnen möchte ich bei der Idee, die sich an Silvester im Jacuzzi des Steinhilbener Exils entwickelt hat, als Cora und BJ meine Verlobte Nadine und mich fragten, ob wir nicht nach China kommen wollen. Nüchtern betrachtet, also ein paar Tage später, klang es immer noch gut und der Plan nahm Form an. Dementsprechend wurden Flüge und Hostels gebucht, Visa beantragt, Einladungsschreiben verschickt, Lonely Planet bestellt und Pläne geschmiedet.  
Dann war es endlich soweit: nach über 8.000km, 22 Stunden Reisezeit und viel zu wenig Schlaf kamen wir in Peking an. Hier begann, was uns drei Wochen lang begleitete: eine Erkenntnis jagte die andere. Zu viele, um alle aufzuzählen, ich versuche dennoch, ein paar zu beschreiben. Erste Erkenntnis, als wir mit einer U-Bahn innerhalb des Flughafens vom Ankunftsterminal zur Gepäckausgabe fuhren: scheint groß zu sein, dieses China. Bekräftigt wurde dieses Gefühl von unserem Fahrer, der uns ins Hostel bringen sollte. Er fand sein Auto nicht mehr. Kann in einem Parkhaus mit 7000 Stellplätzen schon mal passieren. Später sollten wir erfahren, dass dies beileibe kein Einzelfall darstellt – gell, C J
Eine weitere Erkenntnis folgte, als das Auto schließlich gefunden wurde und wir auf den Straßen unterwegs waren. Rush-Hour montags in der Früh. Zwei Stunden bis zum Hostel. Zwei Stunden Adrenalin pur. Ich verstehe nun auch BJ, der den Spruch prägte: „ich habe auf dem Weg zur Arbeit gar nicht genug Mittelfinger um meine Meinung auszudrücken“. Übrigens, BJ, bin ich immer noch beeindruckt, wie du es schaffst, mit einer Hand zu hupen und gleichzeitig mit der anderen den weiteren Verkehrsteilnehmern deinen längsten Finger zu zeigen. Wobei gerade das Hupen ja nichts Negatives ist. Heißt ja nur: „ich bin auch da“. Dementsprechend ist auch der Geräuschpegel. Zusätzlich zum Chaosprinzip des Spurwechselns, der schieren Menge an Bussen, Taxen, LKWs, Scooter gibt es auch für Fußgänger scheinbar keine festen Regeln, wie die Straße zu überqueren ist. Daher bleibt festzuhalten: Der Straßenverkehr ist ein Erlebnis. Eines von der Abenteuersorte.
Tag 1-4. Peking. Für uns wurde China in den ersten Tagen zum Land der tausend Stufen. Egal, ob Lama-Tempel, Konfuzius-Tempel, Beihai-Park, Verbotene Stadt oder Chinesische Mauer – die Muskulatur wurde dauertrainiert. Die Mühe war es allemal wert, alle Sehenswürdigkeiten haben uns schlichtweg umgehauen. Um hier jedoch eine weitere Erkenntnis einfließen zu lassen und uns damit als Kunstbanausen zu outen: nach dem zwanzigsten Tempel erkennt man eine gewisse Redundanz.
Aber auch abseits der großen Touriattraktionen, waren es gerade die kleinen Geschichten am Rande, die den Trip unvergesslich werden ließen. Beispiel? Man nehme zwei Deutsche, die zwar Englisch, aber kein Chinesisch reden. Man füge Chinesen in fünf China Mobile Shops hinzu, die zwar Chinesisch, aber kein Englisch sprechen. Man ziert es mit einer chinesischen SIM-Card, die lediglich wieder mit ein wenig Geld geladen werden muss. Zwei Optionen: entweder ihr spielt Montagsmaler mit den Einheimischen (nur 4-5 Stunden lustig), oder ihr lasst euch im Hostel einen Satz in Landessprache übersetzen, geht in einen China Mobile Shop und kommt zwei Minuten später mit erreichtem Ziel wieder heraus. Das Gefühl, diese Mission der Schwierigkeitsstufe 10.000 gemeistert zu haben: unbezahlbar. Oder die Begegnung mit BJ, der uns am ersten Abend in unserem Hostel besuchte, da er gerade geschäftlich „in der Nähe“ unterwegs war. Absurd witzige Situation, wenn einem 9.000km von zuhause plötzlich einer deiner besten Kumpels entgegenkommt. Nach vier Tagen, in denen wir viele Menschen kennengelernt haben, Karaoke sangen, Essensmärkte besuchten, von vielem beeindruckt waren und über noch viel mehr schmunzeln mussten,  war es Zeit, eine Stadt zu verlassen, die für das „alte und traditionelle China“ steht.       

Tag 5 – 14. Suzhou. (+Tagesausflug Nanxun, 3 Tage Hangzhou) Mit dem Nachtzug ging es in einem 2x2m großen Schlafabteil, das wir mit zwei weiteren Personen und vollem Gepäck in bester Tetris-Manier komplett ausfüllten, ins 1300km entfernte Suzhou. Und fanden uns in einer anderen Welt wieder. Gut, einiges blieb gleich (der absurde Verkehr, Chinesen, die in Schlafanzügen durch Straßen laufen, etc), dennoch gab es signifikante Unterschiede. Um die zwei größten zu nennen: Suzhou ist irgendwie wie Cher (ja, die Sängerin) – ein ganz kleiner Teil ist uralt, das Meiste jedoch relativ neu (noch unter 25). Man kommt sich oft vor, als befände man sich in einem künstlich angelegten Freizeitpark. Einem sehr, sehr großen Freizeitpark. Hinzu kommt, dass Cora und BJ in einem abgegrenzten Areal wohnen, der doch ziemlich stark an ein Ferienressort erinnert. Wobei wir damit zum zweiten großen Unterschied kommen: Cora und BJ waren da. Die Wiedersehensfreude war riesig und was soll ich sagen, sie kümmerten sich vorbildlich um uns und sorgten dafür, dass die Zeit in Suzhou zum Erholungsurlaub wurde. Im Gegensatz zu Peking und Shanghai gingen Nadine und ich also für diesen Zeitraum in den Lemming-Modus und genossen es sehr, uns von den Beiden alles zeigen zu lassen. Kaum angekommen - und besonders die Schwaben unter euch sollten jetzt besonders konzentriert lesen - ging es zur wichtigsten Mission des Urlaubs. Dafür muss ich allerdings kurz ausholen. Ich habe das große Glück, im Juli 2016 meine Traumfrau heiraten zu dürfen. Dafür braucht man bekanntlich Kleid und Anzug. Nun ist Suzhou der Weltproduzent für Hochzeitskleider, ein Maßanzug wird ebenfalls problemlos auf den Leib geschneidert. Daher mein Tipp an alle, die in den nächsten Jahren ebenfalls vorhaben, zu heiraten: kauft die Sachen in China und verbindet es mit einem 3-Wochen-Urlaub dort, anstatt in Deutschland einzukaufen. Ihr kommt bei gleicher Qualität auf denselben Preis. Zum Aufwand der Suche möchte ich nur sagen: wir haben das Klischee von Mann und Frau aber sowas von bestätigt. Das Ergebnis war perfekt, alle waren glücklich. Das musste gefeiert werden. Zwei Tage lang. An den Namen der Bar des ersten Abends kann ich mich unerklärlicherweise nicht mehr erinnern, aber das legendäre Würfelspiel wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Der Name der Studentenkneipe am zweiten Abend war einfacher zu merken, zumal Mr.T einen auffordert: “get wasted at the drunken Clam“. Und Mr. T widerspricht man nicht.
Nach einem Tag zur Regeneration ging es folgend daran, Suzhou zu erkunden und auch hier kamen wir voll auf unsere Kosten: Perlenmarkt, Altstadt und der schiefe Turm von Tiger Hill sind ebenso spannend, wie die erwähnte Nachbildung der Tower Bridge und eines kompletten Dänischen Dorfes(!) verrückt. Zwischendurch ging es über einen von Coras Expatverein organisierten Ausflug, noch einen Tag raus aus der Stadt, in die Watertown nach Nanxun. Hier half uns die Reiseleiterin, die tatsächlich die ganze Zeit über redete – ohne heiser zu werden – die  Geschichte Chinas besser zu verstehen. Auch der Aufenthalt in Suzhou, in der uns außer dem bereits genannten auch das vielfältige vorzügliche Essen, sowie die dortigen Freunde von BJ und Cora (spezieller Gruß an Oli) in Erinnerung bleiben werden, hatte ein Ende. Doch bevor wir den Zug nach Shanghai nahmen, packten wir uns zu viert nochmal ins Auto und fuhren für drei Tage nach Hangzhou und tranken Tee.         

Tag 15 – 18. Shanghai. Wählen Sie aus allen Punkten drei Dinge, die Sie in Shanghai gesehen haben sollten. Nanjing Road. French Concession. Und vor allem: the Bund. Ein großes Lob an meine Verlobte für die Buchung, sowie eine weitere Empfehlung an alle, die diese Stadt besuchen. Das MingTown-Youth Hostel liegt zentral und dennoch relativ ruhig. So war es nur eine Querstraße bis zur Nanjing-Road, eine der größten Einkaufsstraßen der Welt. Sagt Wikipedia. Bereits routiniert erfüllten wir das, was uns die komplette Zeit in China täglich 3-5 mal offen passierte und unzählige Male mehr oder weniger heimlich versucht wurde: Chinesen wollten Fotos von uns machen. Ich habe immer noch keine Ahnung warum, aber wie bereits erwähnt, ist diese Frage in China sinnfrei. Auch hier folgten wir derselben Taktik, wie in den anderen Städten und machten uns zu Fuß auf, die Stadt zu erkunden. So gelangten wir noch von dem Eindruck der mit Luxusartikeln übersäten Nanjing Road in eine Gegend, welche Nadine später als das schönste Viertel Chinas bezeichnen sollte. Die French Concession. Wir hatten gelesen, dass es hier etwas geben soll, das Tian Zi Fang heißt, wussten aber nicht genau, was uns dort erwartet. Laut Karte standen wir direkt davor, konnten aber keinen Eingang entdecken. Also fragten wir jemanden. Die Antwort kam lächelnd: “Straight ahead to the next corner, then turn left, go through a small door and then you will get lost.” Er hatte Recht. Kaum waren wir durch diesen kleine Tür durch, sahen wir uns einer Vielzahl an winzigen Gassen gegenüber, vollgestopft mit kleinen Läden, die man teilweise durchqueren muss, um wiederum in andere Gassen zu gelangen. Wer meine Verlobte kennt: es war der Himmel für Sie. Und sogar ich selbst muss sagen, dass man sich dort ohne Probleme einen Tag lang aufhalten kann und sich sehr wohl fühlt. Naja, irgendwann haben wir dann doch wieder aus dem Labyrinth herausgefunden. Meine persönlichen Highlights in Shanghai betrafen den Bund. Zunächst bei Nacht am Seeufer betrachtet - meiner Meinung nach eine der schönsten Skylines der Welt – ging es am nächsten Tag daran, den Bund aus der Nähe zu sehen. Hat man keine Höhenangst, sollte man unbedingt den Glasboden des Pearl Towers betreten.
Man wird mit einer überragenden Aussicht belohnt und noch krasser: einem Wahnsinnsgefühl, wenn die Augen dem Gehirn melden, man stehe 270m hoch in der Luft. Sollte man am Boden bleiben wollen, wird einem am folgenden Tag vermutlich der Nacken wehtun, da man sich von Hochhäusern umgeben sieht – unter anderem dem zweithöchsten Gebäude der Welt. Nach der Ankunft im traditionellen, größtenteils alten und noch am ehesten kommunistisch zu nennende Peking, beendeten wir unseren Trip also in der Stadt, die in unseren Augen das genaue Gegenteil widerspiegelt und machten wir uns nach knapp drei Wochen auf, wieder nach Deutschland zurückzukehren, mit der bestätigten Meinung, die wir auch heute noch vertreten: um China in Ansätzen verstehen zu wollen, muss man es gesehen haben. Und versprochen - es lohnt sich.




Nachwort: Ich erhebe mit meiner Erzählung nicht mal annähernd den Anspruch auf Vollständigkeit, viele spannende Erfahrungen wurden nur mit einem Wort erwähnt, noch viel mehr wurde aus Platzgründen komplett weggelassen – nur die Wenigsten haben Bock, einen Bericht über 20 Seiten zu lesen. Solltet ihr zu den angesprochenen Wenigsten gehören, oder interessiert euch eine Geschichte im Speziellen, quatscht uns einfach an.

Last but not least ein paar Worte an euch, Cora und Bj: Ohne euch wäre der Trip nicht mal in der Idee entstanden und wir hatten einen Riesenspaß mit und durch euch. Ihr seid Ratgeber, Flügebucher, Einladungsschreibende, SIM und U-Bahn-Karten-Verleiher, Gastgeber, Aufpäppler, Shopping-Begleiter, Touriguides und noch vieles mehr… aber vor allem seid ihr zwei unfassbar tolle Freunde für uns. DANKE SCHÖN für alles!!!

Samstag, 26. September 2015

Städtetrip nach Chengdu - Panda-City


Wir leben nun schon mehr als 1 Jahr in China und haben noch keinen einzigen Pandabären gesehen. Da ich (Cora) der Meinung war, dass das so nicht geht und auch noch spitz gekriegt habe, dass in Chengdu in der Sichuan-Provinz eine große Aufzuchtstation für das schwarz-weiße Nationaltier besucht werden kann, haben wir mal wieder einen „Ausflug“ gemacht.

Zusammen mit unseren Freunden Vanessa und Pascal sind wir über ein verlängertes Wochenende Anfang Juli etwa drei Stunden lang in Richtung Nordwesten nach Chengdu geflogen. Natürlich standen nicht nur die Pandas auf dem Programm…


Wenjun Mansion Hotel
Wir hatten uns übers Internet vorab einen Mietwagen reserviert und diesen nach der Ankunft erstmal in Empfang genommen, um dann das Hotel aufzusuchen und ein zu ziehen. Als Unterkunft hatten wir uns ein sehr chinesisch aussehendes, aber innen äußerst westlich eingerichtetes Hotel (Wenjun Mansion) ausgesucht. Es liegt sehr zentral und hat unsere Anforderungen völlig erfüllt – nur falls jemand mal einen Tipp braucht ;-)
Hot Pot Sichuan Style
Nach dem Check-In haben wir uns etwas in der Stadt umgesehen und Essen gejagt- wir sind da schon ganz Chinesisch drauf, wo lokales Essen als Grund für eine Reise schon genügt. Die Sichuan Provinz ist bekannt für sehr scharfes Essen – aber ultralecker!!! Wir haben also erstmal ein paar Gärten und Tempelchen erkundet und uns abends ein Hot-Pot-Restaurant ausgesucht. Hot Pot ist vergleichbar mit Fondue. Man bekommt einen großen Topf heiße Suppe in die Mitte des Tisches gestellt und bestellt sich diverse Zutaten von Gemüse bis Fleisch, um diese da rein zu schmeißen und wenn sie gar sind wieder raus zu fischen. In diesem Fall war die Suppe mit Chilischoten bedeckt und höllenscharf – aber seeeehr lecker!
Leshan Buddha
Am zweiten Tag haben wir uns wie geplant den Giant-Buddha in Leshan vorgeknüpft. 2 Stunden Fahrt mit unserer Mietdroschke von Chengdu nach Leshan sind ja schließlich ein Klacks. Und es hat sich gelohnt – den Ausdruck GIANT-Buddha kann man schon mal wörtlich nehmen. Man läuft durch eine schöne Gartenanlage stetig und unauffällig einen Berg hinauf und plötzlich findet man sich auf Höhe des Kopfes der eindrucksvollen Gestalt wieder. Wenn man sich dann noch 2-3 Stunden in die Warteschlange einreiht, kann man über eine steile Treppe am Buddha entlang den Fels hinuntersteigen und sich den Mega-Heiligen in voller Pracht von unten ansehen. Als erfahrene China-Reisende, die wir aber schon sind, haben wir am Parkplatz bereits gesehen, dass man auch mit dem Boot vorfahren kann, das dann direkt vor der Plattform hält, damit man in Ruhe Fotos knipsen und beeindruckte Oh- und Ah – Laute von sich geben kann – ohne Schlange zu stehen! Zudem ist man, wenn man direkt auf der Plattform steht eigentlich zu nah dran, um ein gutes Foto zu bekommen. Denn mit 71 Metern Höhe ist der Leshan-Buddha der größte Stein-Buddha der Welt. Die Schultern sind 28 Meter auseinander und auf seinem kleinsten Zehennagel kann noch bequem ein Erwachsener Platz nehmen. Süß, oder?!
Der Buddha wurde an dieser Stelle übrigens gebaut, da dort 3 Flüsse aufeinander treffen und zusammen fließen. Durch die gefährlichen Strömungen gab es dort früher eine Menge Schiffsunfälle. Die Mönche des dortigen Klosters begannen daraufhin die Gestalt des Riesen-Buddhas aus dem Stein zu schlagen, so dass dieser die Stelle bewachen und beschützen sollte. Und nun ratet mal: Tatsächlich sind danach viel weniger Schiffe dort verunglückt. Böse Zungen behaupten, die Strömung habe sich durch das Abtragen von Material am Felsen so verändert, dass es ungefährlicher wurde, aber wir gehen mal davon aus, dass der göttliche Segen (wessen Gottes auch immer) da natürlich auch seine Finger im Spiel hat.

Das Beste kam aber wie immer zum Schluss. Am letzten Tag haben wir früh morgens ausgecheckt und sind zum Pandapark gefahren, der nur etwa 30 Minuten außerhalb der Stadt liegt. Die Erwartungen waren groß und Cora war aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten. Und man muss schon sagen, so fern in China auch oft Dinge wie Tierschutz liegen, aber Pandas sind das heilige Nationaltier und die haben es mal richtig gut da. Mittlerweile zumindest, denn der Grund dafür, dass sie eine bedrohte Tierart sind, ist schließlich der Mensch.
Beim Fressen eingeschlafen, hmm...
Der Park ist riesengroß und in mehreren großen Gehegen innerhalb einer wunderschönen Gartenanlage, kommt man den Bambus mümmelnden Genossen relativ nahe. Praktischerweise platzieren die plüschigen Kerlchen sich nämlich immer da, wo die Pfleger neue Bambusbüschel (Bambüschel ;-))hinwerfen und da liegen sie dann und mümmeln. Wirklich; die scheinen den ganzen Tag nichts anderes zu machen als Bambus zu nagen und ne Runde zu schlafen. Tatsächlich ist der Nährwert in ihrem Lieblingsessen nämlich so gering, dass man, wenn man ein so großer Bär ist, den ganzen Tag davon Essen muss. Außerdem muss man übrigens schon möglichst früh in den Park kommen, da die Pandas je höher die Sonne am Himmel steht und je wärmer es wird, nämlich inaktiver werden und in die Innengehege gebracht werden, wo sie erstmal eine lange Runde Schläfchen halten (Bubu) – für Besucher natürlich nicht so spannend. Außer, wenn sie wie der Schnarchzapfen hier links, beim mümmeln einschlafen.
Laaaangweilig!
Jedenfalls waren wir alle 4 recht verzückt – sogar die Männer, die normalerweise ja nicht so leicht dahinschmelzen bei knuddeligen Tieren. Im Ernst, beim ersten Panda, den wir da sitzen sahen, dachten wir es wäre ein Chinese in einem Kostüm; so menschlich wie sie da sitzen (auf dem Hintern ist für ein Tier doch recht ungewöhnlich) und aus den kleinen schwarzen Augen blicken… und dann die Posen: siehe rechts: "laaangweilig“ 
Und dieser hier zum Beispiel hatte wohl am Vorabend ein paar vergorene Bambusstängel zu viel, hm?!
Zu allem Übel habe ich es dann noch geschafft sich inmitten des Parks das Knie zu verdrehen (peinliche Geschichte, die nur erzählt wird, wenn jemand danach fragt und dazu einen Drink ausgibt). Da sie es sich allerdings lieber abgehackt hätte, als den Rest des Parks zu verpassen, ging es humpelnd weiter – später sitze man ja schließlich wieder 3 Stunden im Flugzeug.
So haben wir dann also noch allen Pandas dort einen Besuch abgestattet und waren am Ende vollkommen begeistert vom WWF-Wappentier. Mit dickem Knie, aber einem breiten Lächeln im Gesicht, haben die drei es dann doch noch geschafft, mich von den Pandas weg und in Richtung Flughafen zu bewegen. Und so ging ein weiteres unvergessliches China-Erlebnis zu Ende.

… und wenn ihr jetzt auch so begeistert von den schwarz-weißen Bambusbären seid, würden wir uns freuen, wenn ihr ein paar Groschen spendet: https://www.wwf.de/spenden-helfen/fuer-ein-projekt-spenden/grosser-panda/

Grüße aus Chengdu!
 



Samstag, 12. September 2015

Endlich Arbeiten - I'm an alien

Ihr werdet es nicht glauben, aber Cora hat nun endlich eine Arbeitsgenehmigung und auch schon angefangen mit dem Job.

Sage und schreibe NUR etwa 9 Monate nachdem das Thema aufkam und die mündliche Zusage von der Firma kam, halte ich das kleine Büchlein mit der sogenannten „Alien Employment Permit“ endlich in den Händen. Ja, in der Zeit bringen andere ein Kind zur Welt und ja, ich bin jetzt auch ein Alien. „wooohoo! I’m an alien in New York Suzhou“ – man passe den bekannten Song von Sting entsprechend an.

Fragt nicht, was da so lange gedauert hat. Wir können nur sagen, dass sich je nachdem wann man da mit wem spricht, die Regeln und Bestimmungen ändern – täglich! Nachdem ich den „Invitation Letter“ mal bekommen hatte, ging es eigentlich ganz schnell. Darin wird man von der chinesischen Regierung eingeladen ins Land zu kommen, um zu arbeiten. Der Fall, dass man schon im Land ist und nun anfangen möchte zu arbeiten, ist nicht vorgesehen – den gibt es quasi gar nicht. Das hat zur Folge, dass man nochmal in sein Heimatland ausreisen muss, um mit dem neuen vorläufigen Arbeitsvisum im Pass wieder nach China einzureisen. Glücklicherweise haben wir den „Invitation Letter“ kurz vor unserer Sommerreise nach Deutschland erhalten, was sich dann ganz gut ergeben hat. Da meine ursprüngliche Aufenthaltsgenehmigung im Pass (die an Björn und seine Arbeitserlaubnis gekoppelt ist, weil Ehefrau und Mitreisende), aber nach wie vor gilt, musste ich beim Einreisen aufpassen wie ein Schießhund, dass der nette Herr am Einreiseschalter mir ja das richtige Visum abstreicht, damit nicht alles für die Katz war.
In der darauffolgenden Woche habe ich dann direkt angefangen mit der Arbeit. Und ich hätte ja nie gesagt, dass ich das mal sagen würde, aber: Ich habe es echt vermisst zu arbeiten!

Klar, hatte ich während des vergangen Jahres viel Spaß mit dem Erkunden der Stadt und mit den Lunches und Ausflügen mit den anderen Tai-Tai-Mädels. Das war auf jeden Fall auch sehr gut so frisch nach der Ankunft in der Fremde. So taten wir uns leichter mit der Wohnungssuche, dem Herausfinden wo es was gibt und wie man was am besten erledigt bekommt und natürlich haben wir so auch schnell und Freunde gefunden und uns damit auch schneller heimisch gefühlt hier.

Allerdings braucht man auch eine Aufgabe im Leben und so hab ich dann erstmal eine Position im Vorstand des örtlichen Expat-Vereins (
EAS–Expat Association of Suzhou) übernommen. Es stand ja immer in der Schwebe, dass das mit dem Job noch klappt und bis dahin habe ich wirklich das beste aus der Zeit gemacht. Für das persönliche Wohlbefinden (und den Lebenslauf) bin ich jetzt jedenfalls wirklich glücklich Arbeiten zu können. Als lokal angestellte Mitarbeiterin ist mein Gehalt nicht der Rede Wert, aber darum geht es in diesem Fall auch gar nicht...
Jetzt wollt ihr vielleicht noch wissen, WAS ich arbeite?! Ich bin in derselben Firma wie Björn untergekommen und habe eine Halbtagsstelle in der Abteilung Einkauf & Logistik. Damit lehne ich mich zumindest ein kleines bisschen an meine alte Stelle bei der Spedition an und koordiniere nun den Materialfluss für ein bestimmtes Projekt, bei dem viele Zukaufteile aus Deutschland her geschifft werden. Die Teile haben eine lange Transportzeit und natürlich kommt die Produktionszeit noch obendrauf. Man muss also sehr langfristig planen und bestellen und da ich die hervorragende Fähigkeit habe, deutsch sprechen zu können (zumindest, wenn ich mich anstrenge :-)), kann ich mich sehr gut direkt mit den Zulieferern absprechen. In der Vergangenheit gab es da wohl das eine oder andere Kommunikationsproblem, da Englisch weder des Einen noch des Anderen vertrauteste Sprache ist. Nicht zu schweigen von den vielen kulturellen Unterschieden, bei denen sich keiner in die andere Seite versetzen kann… So sitze ich hier also zwischen den Stühlen und beginne natürlich erstmal damit die Abläufe, das System und alles zu lernen.
Die erste Hürde war dabei die Tastatur meines Laptops.
Y und Z hat doch glatt jemand vertauscht und ä, ö und ü, sowie sämtliche Satzzeichen sind auch nicht an ihrem Platz… Das warf mich als alte Maschinen-Schnellschreiberin zunächst völlig aus der Bahn. Ich habe dann schnell rausgefunden, wie man das in Windows umschalten kann, aber dann ist schließlich immer noch die Beschriftung der Tasten falsch… Man gewöhnt sich ja an vieles! Dann fange ich mal damit an. Es wird sicher nicht das letzte gewesen sein…

Montag, 13. Juli 2015

Ausflug nach Guilin - ein Spontantrip ums Eck


Mit Erschrecken stellen wir fest, dass wir immer chinesischer werden. Björn erzählt mir, er muss von Donnerstag auf Freitag auf Geschäftsreise nach Nanning. Da frag ich: wo ist das. Sagt er: in der Ecke von Guilin. Das ist ein sehr bekannter Touristenspot, wo es die berühmten Karstberge entlang des Li Flusses gibt und sagt mir mittlerweile etwas – auch eines unserer Wunschziele innerhalb Chinas. Darauf ich: das trifft sich doch prima, denn am Montag ist Feiertag. Dann komm ich mit und wir bleiben übers Wochenende in Guilin. 

die Karstberge entlang des Li Flusses
wurden nicht ohne Grund zum Motiv des 20 RMB-Scheins


Und dann fing ich an zu recherchieren. Guilin ist 3-Flugstunden südwestlich von Shanghai –quasi ein Katzensprung. Björn fliegt Donnerstag direkt nach Nanning. Von dort aus sind es nur ca. 300 km = 2,5 Stunden mit dem Zug nach Guilin – auch ein Katzensprung. Prima! Ich kaufe ihm noch in Suzhou ein Zugticket von Nanning nach Guilin und buche mir selbst einen Flug von Shanghai nach Guilin, sowie ein Ticket für den Flughafen-Shuttlebus von Suzhou nach Shanghai Pudong. Wir treffen uns dann am Freitagabend dort! Total easy, oder?


chinesische Höhlen werden natürlich bunt beleuchtet
und die Führung dreht sich nicht
um die Entstehung und Geschichte der Höhle,
sondern um die fantasievollen Gebilde, die da in den Tropfsteinen sitzen.
Hier: Brokkolifels neben Katze auf Hügel
Ein günstiges Hostel war auch gleich ausgesucht. Hervorragend!
Da die Flüge am Freitag doppelt so teuer sind wie am Donnerstag, spiele ich das Vorabkommando und erkunde die Stadt schon mal alleine. Bis Björn am Freitagabend eintrifft, habe ich schon einen Plan von der Stadt: was muss man gesehen haben, wo liegt was, habe die Flussfahrt auf dem Li-Fluss für Samstag gebucht und bereits die berühmte Reed Flute Höhle >>>> besucht.



Dann nehme ich Björn am Bahnhof in Empfang und wir machen uns einen gemütlichen Abend. Natürlich mit lokalem Essen, denn der Björn wird bei der Arbeit wieder gefragt werden, was er in Guilin gegessen hat und wie es sonst so war (Ja, in der Reihenfolge!).


Am Samstag machen wir schließlich die vielfach empfohlene Flussfahrt den Li hinunter bis ins niedliche Fischer-Touri-Örtchen Yaoshan. Auch wir können uns während der knapp 4-stündigen Flussfahrt kaum satt sehen an der Landschaft mit den unzähligen Karsthügeln, die sich uns darbietet und sind begeistert – schon hat sich unser Spontantrip gelohnt.




In Yaoshan angekommen und noch immer abenteuerlustig buchen wir noch eine kleine Tour in der Tour mit einer Floßfahrt auf einem Nebenarm des Li. Wir steigen auf ein aberwitziges 2-Mann-Floß und lassen uns von unserem Stocher-Gondoliere ein Stück den Fluss rauf stochern. Dort bekommen wir gezeigt wie hier früher mit Kormoranen gefischt wurde und dann dürfen wir unter einer Bilderbuchbrücke hindurch - neben gefühlt 1000 anderen aberwitzigen Floßen - 
den Fluss hinunter stochern. Dabei haben wir sehr wohl mitbekommen, wie unser Gondoliere sich lautstark bei den vorbeischwimmenden Kollegen über seine Ladung beschwert und darüber dass er schon wieder die schwersten Ausländer abbekommt – manchmal wäre es vielleicht doch besser kein Chinesisch zu verstehen :-). Doch nun lehnen wir uns erst recht entspannt zurück und genießen die Fahrt.



An unserem letzten Tag erkunden wir dann noch ein Weilchen die Sehenswürdigkeiten innerhalb der Stadt und kommen – da es nicht mehr so regnerisch ist - dabei so richtig ins Schwitzen. Suzhou ist ja schon sehr feucht und schwül, aber Guilin liegt noch weiter südlich und schlägt dem Fass den Boden aus. Wir wandern also tapfer schwitzend durch die Stadt und erklimmen sogar den Hügel über dem Elephant Trunk Felsen.



Dabei rettet mir mein zugegeben etwas tuffiger Fächer quasi das Leben und Björn wird neidisch. Wir schaffen natürlich Abhilfe und besorgen ihm ein etwas männlicheres Exemplar mit einer Abbildung der Karstberge -  nochmal gut gegangen.


Am Abend steigen wir dann fix und fertig (und in frischen Klamotten) ins Flugzeug und schnarchen fast die ganzen 3 Flugstunden. Das hat sich gelohnt!



P.S: wir müssen euch noch was zeigen, was wir in Guilin gesehen haben. Findet den Fehler – erinnern Euch diese Logos an etwas??