Sonntag, 21. August 2016

In China essen sie Hunde und Katzen



Dies ist der nächste Teil unserer gesammelten Weisheiten. Björn erklärt, wie das mit dem Essen so läuft in China - von wegen Hunde und Katzen...

Bei meinen ersten Besuch in China hatte ich leichte Bedenken bezüglich des Essens. Wer weiß, was man da vorgesetzt bekommt? Inzwischen weiß ich, man bekommt fast alles und 95% sind echt gut.
 
Für erstmalige Chinareisende empfehle ich die folgenden Regeln:
  1. Probiere einfach alles einmal. Manches probierst du vielleicht nur einmal.
  2. Bei nicht vegetarischen Gerichten folge der Devise, alles von unterhalb Hals bis oberhalb Knöchel, sonst verbuchst du wahrscheinlich Erfahrungen unter 1.
  3. Besonders in den warmen Monaten wird in China Fleisch durchgebraten. Wenn du auf die blöde Idee kommst deinen Burger beim American Diner im Juli „medium“ zu bestellen, weißt am nächsten Tag, warum das keine gute Idee war.
  4. Restaurants sucht man am besten nach dem Motto: „dort wo viele Leute sind“ aus. Chinesen sind extrem sensibel beim Thema Lebensmittel und wenn in einem Restaurant irgendwann mal was war, kann der Laden dicht machen.
  5. Besonders spät abends bekommt man das beste Essen an den diversen Straßenständen. Mein Favorit ist hier der Straßengrill mit Fleisch, Gemüse und Fisch. Besonders wichtig ist hier die Frage: „La, bu la?“. „Wollen sie es scharf“? Wenn man scharf bestellt, schmeckt für die nächsten 24h alles nach Wellpappe, zumindest sobald der Schmerz nachgelassen hat. Wenn man nicht scharf bestellt, ist es immer noch auf deutschem Niveau gut scharf. Platz zwei nehmen direkt die gebratenen Nudeln ein. Für 2 Euro bekommt man gute 500g nudeln in Soße mit Ei und Gemüse. Das rettet einen oftmals spät abends nach diversen Barbesuchen.

Chinesisch essen macht in einer großen Gruppe am meisten Spaß.
Mit unserem Freunden bei einem typischen Abendessen

















 

Für gewöhnlich sitzt man an einem großen runden Tisch mit bis zu 25 Personen und hat eine Runde drehbare Glasplatte in der Mitte. Der Gastgeber bestellt das Essen für alle. Die Gerichte kommen in die Mitte auf die Glasplatte und jeder nimmt sich von den Tellern, was er mag.







Es gibt fest gelegte Regeln, die man als Ausländer wahrscheinlich in 100 Jahren immer noch nicht begreift. Hier mal die, die ich verstanden habe:
  • Man bestellt immer ca. 2-3 Gerichte mehr, als man Personen hat.
  • Man bestellt kalte und warme Gerichte, wobei die kalten nicht zur Gesamtanzahl der Gerichte zählen.
  • Es sollen immer Schwein, Rind, Huhn, Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse, Tofu und Suppe enthalten sein. (Ihr seht, mit weniger als 4 Personen wird es schon recht schwer alles zu bestellen)
  • Lustigerweise gibt es besonders beim Essen im Restaurant selten Reis. Er wird normaler weise am Schluss serviert. Auf keinen Fall am Schluss beim Reis nochmal richtig zulangen. Dass ist eine schwere Beleidigung für den Gastgeber, da er dann wohl zuvor nicht genug und die falschen Gerichte bestellt hat.
  • Die Gerichte leer essen kann man, muss man aber nicht. Es sollte am Schluss schon noch etwas auf dem Tisch stehen bleiben (ist genau anders herum wie bei Oma daheim).
Ach Ja: wer nicht mit Stäbchen essen kann, bleibt hungrig. Die wenigsten Restaurants haben Messer und Gabel. Man lernt das aber schnell. Kurse bieten wir für Besucher in der HeZhong Jie 215 Appartment 11-603 noch bis Ende August an :-)

Zu Trinken gibt es auch bei solchen Gelegenheiten. Wein zum Essen, wie bei uns, gibt es eigentlich nicht. Die Chinesen mögen ihn auch nicht wirklich. Wenn Alkohol getrunken wird, dann normalerweise Bier.Die erste und wichtigste Regel hier ist, dass wenn man Bier bestellt extra erwähnt werden muss, dass es kalt sein soll („bing de“). Ansonsten kommt es zimmerwarm. Das heißt im Sommer gerne mal 25°C. Fortgeschrittene können sagen, dass sie auch keine Eiswürfel im Bier mögen.

Falls ihr je in China Bier trinkt und es kein importiertes Bier gibt, fragt nach „TsingTao“ Bier. Die Brauerei wurde von Deutschen gegründet und macht auch heute noch ein ganz annehmbares Bier. Wenn es mal alkoholfrei sein soll, gibt es neben Cola/Fanta/Sprite wie in Deutschland noch viele Alternativen. Wasser ist eh immer gratis, wird allerdings auch warm serviert, wenn nicht ausdrücklich etwas anderes vom Gast verlangt wird („bing shui“ = kaltes Wasser)

Die Fruchtsäfte sind normalerweise frisch gemacht und wirklich sehr gut. Zu empfehlen sind:
  • Wassermelone
  • Mango
  • Orange (schmeckt frisch sehr viel anders als das was man in Deutschland bekommt)
  • Kumquat

Es gibt auch ein paar merkwürdige Sachen wie Maissaft oder Gerstensaft. Schmecken aber erstaunlicherweise auch nicht schlecht.

Ein Thema, dass uns privat nicht trifft, mich aber ab und zu bei Geschäftsessen ist „BaiJiu“. Ein fieses Getänk. Es handelt sich um einen ca. 50% vol Alk. Schnaps der einen dezenten Geschmack nach alten Sportsocken und rostigem Stahlfass hat. Baijiu gibt es von 1€ bis 500€ pro Liter, schmeckt aber immer gleich. Wortwörtlich übersetzt heißt er „weisser Alkohol“ , wird aber gerne mit „white wine“ übersetzt. Der unerfahrene Europäer sitzt dann beim Kundendinner und wird gefragt, ob er „chinese white wine“ probieren möchte. Freundlich wie man ist, sagt man Ja und sitzt 10min später vor einem Glas (im Süden ein Schnapsglass, im Norden auch gerne mal 0.2l) Schnaps und fragt sich verzweifelt, warum der Weisswein so komisch riecht. Die Höflichkeit treibt ihn dann rein und der Anstand behält ihn unten. Den Geschmack hat man noch ein bis zwei Tage auf der Zunge und ist um eine Erfahrung reicher.

Alles in allem könnt ihr sicher sein, dass man in China ganz gut über die Runden kommt und man nicht ungefragt Hund oder Katze vorgesetzt bekommt.

Wir lieben es hier Essen zu gehen und werden das auf jeden Fall sehr vermissen!

Coca Cola kreativ: Diesen Barcode auf einer chinesischen Colaflasche fanden wir besonders treffend ;-)